Nachdem wir bemerkt haben, dass die Duschwann im Bad in Picauville defekt ist, haben wir begonnen, die Renovierung zu planen. Eigentlich wollten wir das im Dezember machen, daraus wurde aber leider nichts. Also musste der Termin auf Februar verschoben werden. Abreise war für den 12.02.22 geplant. Am 15.02. sind wir dann endlich losgefahren…
Kaum 200km nach unserem Start um 11:00 Uhr (geplant war 8:00 Uhr), blinkt uns die Motorkontrollleuchte wild in grellem Orange entgegen, auf dem Display meldet die Elektronik brav „Motorschaden / Service“ und unser fahrender Untersatz befindet sich im „Notlauf“. Toll, wenn man bedenkt, dass es noch 690km bis Picauville sind.
Der nächste Rastplatz war somit unser Ziel! Nach vielen Telefonaten und der einstimmigen Meinung diverser Mitmenschen, man könne das Ziel doch noch erreichen (weil die Lampe ja Orange und nicht Rot leuchtet), starten wir den Motor neu – und siehe da – die Lampe ist aus und das Fahrzeug macht wieder, was es soll.
Leider ist die Freude nur von kurzer Dauer und das Spiel beginnt von vorne. Tapfer fahren wir, mit unzähligen „Aus, Schlüssel raus, Schlüssel rein, An“-Stopps weiter und erreichen tatsächlich Maison les Grues nach sagenhaften 14 Stunden. Nur noch schnell Betten beziehen, Lebensmittel in den Kühlschrank werfen und uns selbst bereits im Halbschlaf in die Betten fallen lassen.
Neuer Tag neues Glück! Während der ersten (absolut notwendigen) Tasse Kaffee des Tages, planen wir unser Vorgehen. Aber was läuft schon nach Plan bei diesem Arbeitseinsatz. Die Abrissarbeiten gestalten sich noch recht einfach, fördern allerdings so manche unangenehme Überraschung zu Tage. Die Wasserleitungen wurden von den Vorbesitzern aus England importiert, somit sind sie nicht mit den französischen DIN-Normen kompatibel. Der Installateur muss also her! Zum Glück kann der uns anscheinend ziemlich gut leiden und ist sofort zur Stelle. Mit gerunzelter Stirn, einem Stück der Leitung als Muster und gemurmelten „Ich mache mir Gedanken und melde mich morgen“, verlässt er uns nach 20 Minuten wieder. In der Hoffnung, dass er bis zum nächsten Tag eine Lösung findet, fahren wir los und kaufen Material ein, welches wir für unser weiteres Vorgehen benötigen.
Unterdessen bringen wir das Auto in die Werkstatt nachdem die Schlüssel unseres Autos in Appeville bei uns eingetroffen sind. Eigentlich hätte das auch in die Werkstatt gebracht werden müssen, da die Bremsen nicht wirklich mehr funktionieren. Also fahren wir jetzt anstatt mit Motorschaden mit defekten Bremsen durch die Gegend, aber man kennt die markanten Stellen und fährt dann eben langsamer.
Am nächsten Morgen beginnen wir mit den weiteren Vorbereitungen. Der Müllberg vor der Haustür wächst in gleichem Maß, wie das Chaos im Wohnzimmer.
Der alte Eichenbalken, welcher durch den Abriss zu Tage gefördert wurde, fasziniert uns so sehr, dass wir beschließen, ihn sichtbar zu lassen. Aber dann bitte über die komplette breite, was wiederum bedeutet, die Wand noch ein Stück mehr öffnen zu müssen.
– Der Müllberg wächst weiter… –
Mehr Material muss beschafft werden. Unterdessen kommt der erste LKW mit Kies für den Hof. Während ich den Kies im Hof und um die Garage verteile, erscheint der Installateur mit einer Lösung des Leitungsproblems. Er legt neue Leitungen im Bad und verbindet sie mit dem alten System, schließt die Elektrik ordentlich an und zieht wieder von dannen. Wir sind glücklich! Jetzt kann der Aufbau endlich beginnen – ich schippe weiter Kies.
Im Bad wird die nächsten Tage viel geschraubt, gespachtelt, geschliffen, geklebt,… Die nächsten Fuhren Kies treffen ein – ich schippe weiter…
Es ist Freitag geworden – die Fliesen sind an der Wand und die Duschwanne sitzt. Den Müll bringe ich auf die Deponie, es bleibt das Chaos im Wohnzimmer. Wir müssen noch ausfugen, die Duschkabine setzen, das ganze Bad streichen und dann, ja dann fällt im Wandschrank des Schlafzimmers der Putz von der Wand!
Verzweiflung macht sich breit, morgen reisen die Gäste an und das Haus hat eine Grundreinigung mehr als nötig. Ein Schrei ertönt aus dem Bad, gefolgt von einem herzhaften Fluch. Ich stecke den Kopf durch die Tür – was jetzt? Während des Abklebens ist eine Fuge am Balken hinter der Tür herausgebrochen. Das bedeutet wieder eine Verzögerung, da ja wieder gespachtelt werden muss. Die Nacht wird lang…
Es kommt, wie es kommen muss, wir werden nicht fertig. Nach einer (fast) durchgearbeiteten Nacht, schwenken wir die weiße Fahne, kapitulieren und ergeben uns dem Gedanken nicht rechtzeitig fertig zu werden.
Ich streiche den Wandschrank, im Bad streicht Paul.
9:30 Uhr, Rosie unsere gute Fee erscheint auf der Bildfläche. Als sie das Wohnzimmer betritt, trifft sie fast der Schlag und ihr Gesicht wirkt etwas derangiert. Bei einem Kaffee besprechen wir das weitere Vorgehen und während im Bad immer noch gearbeitet wird, reinigt Rosie die Schlafzimmer, ich räume alles aus dem Haus, was nicht mehr benötigt wird.
17:00 Uhr, die Gäste erscheinen. Panik macht sich bei uns breit, als wir das Auto auf den Hof rollen sehen. Immerhin ist bereits alles 2x gestrichen und die Duschkabine steht (noch unbefestigt) an ihrem Platz.
Zu unserem großen Glück, haben wir wirklich tolle Gäste mit viel Verständnis! Bis auf Bad und Flur ist das Haus sauber, somit kann eingezogen werden – wir arbeiten weiter.
Unsere Gäste laden uns zum Abendessen ein und entschuldigen sich dafür, dass wir jetzt noch für sie arbeiten müssen! Es wird trotz allem ein schöner, angenehmer Abend.
Wir wohnen jetzt für den Rest der Zeit in Appeville. Die Gäste fahren mit ihren Hunden an den Strand, wir erscheinen wieder auf der Bildfläche und arbeiten weiter. Die Kabine wird befestigt, die Silikonfugen gesetzt, ich räume das Werkzeug aus dem Weg. Es beginnt zu regnen und somit ist klar, die Gäste kommen bald zurück. Nachdem wir ENDLICH fertig sind, werden wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen!
Am späten Nachmittag fahren wir fertig, aber glücklich endlich fertig zu sein, wieder nach Appeville. Der Bus wird erst Dienstag Nachmittag fertig, wir haben also noch etwas Zeit. Ich gehe ins Bett und hole Schlaf nach!
Montag und Dienstag nutzen wir zum Einkaufen, Museeumsbesuche und Erholung. Der Bus kann abgeholt werden, wir packen und fahren Mittwoch Vormittag in strömendem Regen los in Richtung Deutschland. Nach knapp 200km steuern wir einen Rasthof an, als wir stehen, stellen wir fest, der Motor qualmt.
Was ist jetzt wieder…. Motorhaube auf – Öldeckel weg, Motor komplett mit Öl verschmiert! Da gesteht mir Paul, er hat nochmal Öl kontrolliert und nachgefüllt. Dabei hat er wohl den Deckel nicht richtig verschlossen… In mir kocht die Wut hoch…
Der ADAC verweist uns an den Tankwart, da sie nicht helfen dürfen (Autobahn ist privat). Gut – ich muss dann schließlich an eine Notrufsäule und um Hilfe bitten. Der Abschleppdienst kommt nach 15 Minuten und erklärt uns, dass erst in zwei Stunden jemand das Auto nachschauen kann. Wir warten, es regnet immer noch in Strömen, wir sind frustriert, dazu bin ich noch stinksauer! Ich möchte endlich nach Hause! Gegen 15 Uhr können wir endlich weiterfahren. Ohne weitere Zwischenfälle aber mit miesem Wetter erreichen wir schließlich um 1:00 morgens unser Ziel. Die Begrüßung ist großartig! Ich schlafe zufrieden ein und freue mich, dass wir es geschafft haben!