Der D-Day, die Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944, ist bis heute eines der prägenden Ereignisse Ihrer Urlaubsregion. Nicht nur, weil es um den 6. Juni zahlreiche Gedenkveranstaltungen und das D-Day-Festival gibt. Nein: Geschichtsinteressierte pilgern das ganze Jahr über in die Basse-Normandie.
Zum Teil junge Menschen, die die Kriegsgeneration nicht mehr selbst fragen können, wie es denn damals war in der berühmten Schlacht. Andere versuchen immer noch etwas über den Verbleib verschollener Verwandter herauszufinden. Viele der Gefallenen wurden erst Jahre später geborgen und konnten nicht identifiziert werden. Die unzähligen Grabsteine „unbekannter Soldat“ sprechen eine beredte Sprache darüber, dass es bis heute Familien gibt, die mit der Ungewissheit und der Trauer leben. Auf deutscher Seite ebenso wie auf alliierter. In der Normandie Urlaub machen ist immer auch „Geschichtsunterricht live“.
Der D-Day rund um Picauville
Das Ferienhaus Kranich liegt in mitten einer damaligen Schlachtzone. Die Deutschen haben sich mit der 91. Luftlande-Infanterie-Division im Château Bernaville ihr Stabsquartier aufgeschlagen. Generalleutnant Falley ist zusammen mit Major Bartuzat und dem Gefreiten Vogt in der Nacht zum 5. und 6. Juni auf dem Weg nach Rennes. Als sie die großen Mengen von Flugzeugen bemerken, die den normannischen Himmel bevölkern, machen sie sich sofort auf den Rückweg. Beim Mühlenanwesen in der Nähe des Châteaus treffen sie auf den Fallschirmspringer Malcolm D. Brannen und seine Gruppe. Der Generalleutnant und der Major werden bei den Gefechten getötet.
Nicht alle Männer des 2. Bataillons des 508. Regiment der 82. US-Luftlandedivision können in dieser Nacht abspringen, die deutsche Flak nimmt die schweren Herkules C-47 unter Beschuss. So landen nur versprengte Truppen in den Sümpfen zwischen Chef du Pont und Fière, die zudem erst wieder zusammen gezogen werden müssen. Lieutenant Colonel Shanley steuert eine Erhebung beim Weiler Caponnet nordwestlich von Chef-du-Pont an. Vom Hügel aus kann er die Sümpfe überblicken. Rund 300 Mann hat er um sich geschart. Sie werden von der 91. Luftlande-Infanterie-Division unter Beschuss genommen. Eingekesselt auf dem Hill 30 müssen die Fallschirmjäger drei Tage lang gegen einen überlegenen Feind Widerstand leisten, um diesen lebenswichtigen Brückenkopf am Fluss Merderet zu halten. Es fehlt an allem, an Nahrung, Wasser, Munition. Die Situation der Eingeschlossenen ist verzweifelt. Erst am 10. Juni landet das 358. Regiment der 90. US-Infanteriedivision am Strand von Utah und erreicht Picauville. Die Deutschen werden zum Rückzug gezwungen und endlich können die tapferen Fallschirmspringer durchatmen.
Der D-Day in Appeville
Weniger dramatisch gestalteten sich die Ereignisse in Appeville, wo unser zweites Ferienhaus, Maison des Lévriers, steht. In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni landen mehrere Fallschirmjäger der 101. Airborne. Sie sind auf der falschen Seite der Douve abgesprungen und müssen sich neu gruppieren, um nach Liesville zu kommen. Über die gefluteten Sümpfe geht das nur mit dem Boot. Die Einwohner organisieren Shuttles für die US-Soldaten. Beim Transport zweier Verwundeter eröffnet eine deutsche Patrouille das Feuer, ein Franzose verliert bei dem Angriff sein Leben, die anderen können fliehen. Die Soldaten werden von den Deutschen gefangen genommen.
Dem D-Day gedenken und Geschichte erleben rund um Ihre Ferienhäuser in der Normandie
Sehr nachdrücklich hat sich Lucien Hasley in Port Filiolet, ein kleines Stück nördlich von Ihrem Ferienhaus Kranich, mit dem Geschehen um den 6. Juni auseinander gesetzt. Der damals Zehnjährige erlebte Besetzung und Befreiung, war mitten drin im Schlachtgetümmel. Er hat seine Erinnerungen als Bassrelief in der Wand seines Hauses verarbeitet. Die Mauer der Erinnerung zeigt unter anderem Fallschirmspringer und abstürzende Flugzeuge. Außerdem sind die Namen der Opfer in die Steine eingraviert.
Wir empfehlen Ihnen zudem einen Besuch auf dem deutschen Friedhof in Orglandes. 10.152 deutsche Soldaten sind hier bestattet, darunter auch zahlreiche, die als Kriegsgefangene beim Minenräumen umkamen. Auch die oben erwähnten Deutschen Generalleutnant Falley und Major Bartuzat fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Der Friedhof in Orglandes liegt nur wenige Fahrminuten von Picauville Richtung Saint Sauveur le Vicomte und ist gut ausgeschildert. (Auf dem Friedhof sind keine Hunde erlaubt). Außerdem empfehlen wir Ihnen, die beiden sehr beeindruckenden Friedhöfe in der Nähe des Omaha Beach zu besuchen: Den amerikanischen in Colleville und den deutschen in La Cambe.
Eines der größten Museen in der Nähe Ihrer Ferienhäuser in der Normandie ist das Airborne Museum in Sainte-Mère-Église. Es ist von Mai bis August täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet, im April und September von 9.30 bis 18.30 Uhr, von Oktober bis März von 10 bis 18 Uhr. Im Dezember und Januar ist das Museum geschlossen, mit Ausnahme der französischen Winterferien (keine Hunde erlaubt).
Ein Rundgang durch das Städtchen lohnt auch: Nirgendwo sonst bekommen Sie so viele Bücher und Andenken zum D-Day, wie in Sainte-Mère-Église. In besonderer Weise wird des Fallschirmjägers John Marvin Steele gedacht, ihm widerfuhr das Missgeschick, am Kirchturm hängen zu bleiben. Deshalb hängt bis heute dort eine Puppe.
Nur ein paar Kilometer weiter befindet sich die Batterie Crisbecq. In dieser ehemaligen deutschen Befestigungsanlage erfahren Sie, wie die Besatzer auf dem Cotentin lebten – und den längsten Tag erlebten. Geöffnet ist von im April, Mai, Juni, September, Oktober, November von 10 bis 18 Uhr, im Juli und August 10 bis 19 Uhr. Hier können Sie Ihren Hund mitbringen.
Sainte-Marie-du-Mont ist das erste Dorf, das von den amerikanischen Truppen befreit wurde. Es ist schon allein wegen seiner imposanten Kirche mit dem beeindruckenden Kirchturm einen Abstecher wert. Erfrischen Sie sich in der Bar du 6 Juin, die in dem Örtchen eine lange Tradition hat und jetzt wieder eröffnet werden soll. Ein junger Mann aus dem Ort hat sich der Bar und der Épicerie angenommen.
Das D-Day-Festival wird alljährlich von Ende Mai bis Mitte Juni begangen und verbindet Gedenken, Geschichtsvermittlung und Entertainment miteinander. Das komplette Programm in englischer und französischer Sprache gibt es auf den Seite der Fremdenverkehrsbüros in Sainte- Mère-Église und Bayeux. In 2020 sind aber die meisten Events abgesagt oder wurden in den Herbst verschoben.
Text: Barbara Homolka /chiennormandie.de
Fotos: Barbara Homolka & Tanja Kranich